Natur- und Heimatfreunde Maxsain/Zürbach e. V.
Glasfaserausbau in Maxsain: ausführlicher Text
Es hat sich schon ein wenig herumgesprochen: In allen Orten der Verbandsgemeinde Selters sollen Glasfaserleitungen bis in die Häuser verlegt werden. Das Unternehmen Deutsche Glasfaser (DG) kommt dabei zum Zuge und es handelt sich um einen eigenwirtschaftlichen Ausbau. Das bedeutet, das Unternehmen ist darauf angewiesen, eine bestimmte Anzahl Kunden zu gewinnen, damit sich das Vorhaben wirtschaftlich rechnet. Die DG gibt hierfür eine Quote von 33 Prozent aller Haushalte an, gemittelt über die komplette Verbandsgemeinde. Das bedeutet jedoch auch: Kann das Unternehmen nicht genügend Verträge abschließen, findet kein Ausbau statt.
Warum ist ein Glasfaserausbau für Maxsain wichtig?
Anders als in den anderen Orten der VG wurde das Kabelfernsehen in Maxsain nicht in allen Straßenzügen ausgebaut. Die Gründe sind uns nicht bekannt. Seit rund 15 Jahren ist es technisch möglich, das Kabelfernsehnetz zu nutzen, um verhältnismäßig schnelle Internetanschlüsse zu realisieren. Auch in Maxsain. Jedoch nur dort, wo es verlegt ist. Das ist vor allem im östlichen Teil der Hauptstraße (ab Backes Richtung Freilingen), in der Saynbachstraße, Unterm Kühberg, im halben Kirchweg und rund um das Dreieck Hüttenweg, Talstraße, Alleestraße nicht der Fall (ungefähr die rot markierten Bereiche in der Karte).
Ebenfalls im Unterschied zu vielen anderen Ortsgemeinden der VG hat auch die Deutsche Telekom nicht in Maxsain ausgebaut. Während in den meisten Orten über das Telefonnetz mittlerweile 50 bis 250 Mbit/s im Download möglich sind, werden in Maxsain für gewöhnlich 2 bis 6 Mbit/s erreicht, in Zürbach immerhin bis zu 16 Mbit/s. 2021 hat die Telekom zwar einen LTE-Standort neben dem Sportplatz in Betrieb genommen. Da jedoch auch dieser nicht per Glasfaser angebunden werden kann, wird er per Richtfunk aus Schenkelberg versorgt und stellt nur eine geringe Bandbreite zur Verfügung.
Zu viel Bürokratie
Die Kreisverwaltung bemüht sich seit vielen Jahren um einen staatlich geförderten Ausbau in unterversorgten Bereichen, was aber bisher nicht gelungen ist. Hier muss man anerkennen, dass die Rahmenbedingungen denkbar schlecht sind. Anfangs fiel der Westerwaldkreis durch die Förderkriterien, weil 95 Prozent der Haushalte bereits ausreichend versorgt waren. Die Förderbedingungen wurden daraufhin zugunsten der Situation in Maxsain verändert, der Kreis versuchte, den geförderten Ausbau erneut anzustoßen und scheiterte wieder. Vor kurzem wurden die Förderbedingungen ein weiteres Mal geändert. Daher rollt die Kreisverwaltung den Prozess jetzt wieder neu aus. Wann und ob es zu einer Förderung kommt, ist dabei jedoch völlig unklar und es hat aus unserer Sicht keinen Sinn, darauf zu warten.
Bleibt noch die behördliche Feststellung einer Unterversorgung. Seit etwa einem Jahr gibt es ein Recht auf einen angemessenen Internetzugang mit wenigstens 10 Mbit/s in Download. Für die Feststellung und Durchsetzung ist die Bundesnetzagentur zuständig. Natürlich haben wir auch auf diesem Weg schon versucht, einen Internetanschluss in Maxsain zu erzwingen. Diese Behörde scheint jedoch derart überlastet, dass es ein halbes Jahr dauerte, bis überhaupt eine erste Reaktion kam. Mit der Bitte, nachzuweisen, was die Behörde in ihren eigenen Datenbanken nachschauen kann: Dass die Versorgung in Teilen von Maxsain unhaltbar ist. Wie die Sache ausgeht, ist unklar.
Da also die staatlichen Stellen es nicht zeitnah schaffen, einen Internetausbau in Maxsain zu realisieren, ist Maxsain auf einen eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau angewiesen.
Welche Kosten, Risiken und Aufwand bringt mir ein Glasfaseranschluss?
Die Vermarktung der Glasfaseranschlüsse wird voraussichtlich in der zweiten Septemberhälfte 2023 starten. Wer in letzter Zeit unter anderem durch die VG Wirges und Ransbach-Baumbach gekommen ist, kann erahnen, welche Plakatflut auf unsere Laternenmasten zukommt. Und ja, diese Werbung kann durchaus als anstrengend empfunden werden und ein Blick ins Kleingedruckte wird unsererseits ausdrücklich empfohlen.
Man wird drei Monate lang intensiv um Vertragsunterzeichnung werben, um eine möglichst hohe Quote an Anschlüssen zu erreichen. Dafür wird es auch ein Infomobil sowie Informationsveranstaltungen geben.
Während der Bauphase soll die Verlegung des Glasfaseranschlusses bis ins Haus kostenlos sein. Die Bedingung dafür ist jedoch, dass ein Internetvertrag mit der DG mit einer Laufzeit von zwei Jahren abgeschlossen wird. Dieser kostet gemäß aktueller Preistabelle im ersten Jahr rund 25 Euro pro Monat, im zweiten Jahr im kleinsten Tarif etwa 40 Euro im Monat. Hinzu kommt nach unserem Verständnis eine einmalige Vertragsgebühr von etwa 70 Euro. Das macht also insgesamt ca. 850 Euro. Nach diesen zwei Jahren öffnet sich der Anschluss, die Fachleute sprechen von Open Access: Neben der Möglichkeit, den Vertrag mit der DG weiterlaufen zu lassen, ist es dann möglich, zu anderen bekannten Telekommunikationsanbietern zu wechseln. Diese schalten ihren Anschluss über die Glasfaserleitung der DG, mieten also die Leitung an. Natürlich ist es theoretisch auch denkbar, den Glasfaseranschluss ganz zu kündigen und wieder auf Kupfer zu setzen.
Wer seinen vorhandenen Internetvertrag nicht sofort kündigen kann, dem bietet die DG an, bis zu ein Jahr lang kostenlos den Glasfaseranschluss nutzen zu können. Voraussetzung ist, dass die eigenen Telefonnummern noch nicht vom Altvertrag zur DG portiert worden sind. Für weitere Details empfehlen wir ausdrücklich den Blick ins Kleingedruckte, denn wir können keine Gewähr für diese nach bestem Wissen und Gewissen recherchierten Informationen geben.
Für die Verlegung der Glasfaser innerhalb des Hauses sind die Eigentümer selbst zuständig. Es soll ein Vor-Ort-Gespräch mit der DG stattfinden, bei dem die Verlegung der Leitung vom öffentlichen Grund auf das Grundstück besprochen wird und auch die Stelle festgelegt wird, an der die Leitung durch die Hauswand geführt werden soll. Die Leitung wird nach Möglichkeit minimalinvasiv unterirdisch durch den Garten oder unterhalb der Einfahrt durch das Erdreich gebohrt. Dies ist aber natürlich stark von den örtlichen Gegebenheiten abhängig. Wir gehen davon aus, dass nicht jede Wunschverlegung möglich ist bzw. bei "Umwegen" der zusätzliche Aufwand gezahlt werden muss.
Im einfachsten Fall endet die Leitung dann im Haus direkt an der Stelle, an der sie durch die Wand kommt. Dort wird ein Kasten (ONT) angebracht, der die optischen Signale der Glasfaser auf Kupfer (Ethernet) umsetzt. In vielen Fällen ist es möglich, einen vorhandenen Router wie die weitverbreitete Fritzbox dort anzuschließen und weiterverwenden zu können. Benötigt man einen neuen Router, addieren sich die Kosten zu den oben genannten ca. 850 Euro.
Wer die neue Glasfaserleitung im Haus weiterführen möchte, muss sich ebenfalls auf weitere Kosten für Material und evtl. Fachbetrieb einstellen. Bei Mehrparteienhäusern sollte bereits jetzt mit der Überlegung begonnen werden, wie die Leitungsführung zu den einzelnen Wohnungen aussehen kann.
Die Glasfasertrassen sollen, sofern möglich, unter dem Gehweg verlaufen mit einem Abzweig zu jedem Grundstück. Wer keinen Anschluss möchte, dem soll ein Abzweig bis zur Grundstückgrenze gelegt werden. Ein späterer Anschluss, beispielsweise nach einem Eigentümerwechsel, ist möglich, jedoch müssen dann nach unserem Verständnis Baukosten von mindestens 750 Euro entrichtet werden.
Da es sich bei Glasfaser um recht dünne Leitungen handelt, die nur in geringer Tiefe verlegt werden, sind die Bauarbeiten in einem Straßenzug mit etwas Glück innerhalb weniger Tage erledigt. Aber natürlich kann es wie bei anderen Bauvorhaben zu Verzögerungen und Fehlern kommen. Der Baubeginn ist bisher für Frühjahr 2024 geplant. Bis die Leitungen dann in Betrieb genommen werden, kann es allerdings dauern. Liest man Erfahrungsberichte zu Glasfaserausbauten andernorts, so variiert die Wartezeit enorm. Zudem kann es in einigen Fällen, wie bei jedem anderen Internetanschluss auch, zu den üblichen Problemen bei der Inbetriebnahme kommen, die erst nach einiger Zeit gelöst werden können.
Vermutlich wird irgendwo im Dorfkern eine Vermittlungsstelle für das Glasfasernetz errichtet werden. Diese fungiert als großer Router für das ganze Dorf in der Größe einer halben Garage, neumodisch PoP (Point of Presence) genannt. Erst wenn dieses Gebäude selbst einen Glasfaseranschluss von außerhalb erhalten hat, also mit der großen weiten Welt verbunden ist, kann das Netz bis in die Häuser in Betrieb gehen. Es werden vermutlich auch Kabelverzweiger in Form kleiner grauer Kästen an einigen Straßenecken entstehen, wie sie schon für Telefon und Strom existieren.
"Mir reicht mein bisheriger Internetanschluss!"
In der Tat sind zumindest die via Fernsehkabel angebotenen Geschwindigkeiten für die meisten Anwendungsfälle noch völlig ausreichend. Jedoch lohnt sich ein Blick über den Tellerrand:
- Neben dem Maxsainer Sonderfall, Solidarität mit den völlig abgehängten Straßenzügen zu zeigen, sprechen noch weitere Punkte für den Ausbau der neuen Infrastruktur.
- Glasfasernetze lassen sich energiesparender betreiben als Kabelfernsehen, da es nicht notwendig ist, alle paar hundert Meter die Signale aktiv zu verstärken. Glasfasersignale lassen sich über wesentlich größere Distanzen fast verlustfrei transportieren.
- Gelegentlich versucht die Werbung zu suggerieren, dass es sich beim Kabelfernsehen ebenfalls um Glasfasernetze handelt. Das stimmt nicht. Auf den letzten hundert Metern bis einigen Kilometern handelt es sich um Hochfrequenzsignale auf kupferbasierten Koaxialkabeln.
- Das Kabelfernsehnetz erlaubt ohne großen struktuellen Umbau keine sehr hohen Uploadgeschwindigkeiten wesentlich jenseits von 50 Mbit/s. Diese 50 Mbit/s mögen für die meisten Anwendungen heutzutage völlig ausreichen. Jedoch werden Spezialanwendungen, bei denen in kurzer Zeit große Datenmengen hochgeladen werden müssen, zunehmen. Im Vergleich zum Download von bis zu 1000 Mbit/s ist der Unterschied vom Faktor 20 zudem kaum zu vermitteln. In Glasfasertarifen ist der Upload üblicherweise lediglich um den Faktor 2 geringer.
- Ein Glasfaseranschluss steigert den Wert von Immobilien.
- Die Möglichkeit, für schnelles Internet nicht alleine auf die Firma Vodafone (in Zürbach: KEVAG Telekom (KTK)) angewiesen zu sein, ist zu begrüßen.
- Auch wenn heutzutage noch kaum jemand wirklich die technisch mögliche Bandbreite der Glasfaserleitung ausreizen kann, ist das Vorhandensein ein Standortvorteil für diejenigen, die insbesondere berufsbedingt darauf angewiesen sind.
- Zudem ist das Kabelfernsehen ein geteiltes Medium: Wenn viele Teilnehmer gleichzeitig große Datenmengen übertragen, sinkt die Datenrate für alle oft unter die vertraglich festgelegte Geschwindigkeit. Statistiken deuten an, dass die Datenmengen weiter steigen werden. Auch die Glasfaser ist ein geteiltes Medium, aber die Kapazität ist wesentlich höher.
- Die alte kupferbasierte Infrastruktur wird irgendwann das Ende ihrer Lebenszeit erreichen. Jahreszahlen wie 2030 stehen aktuell im Raum.
Wie kann ich über Glasfaser fernsehen?
Das ist tatsächlich ein Punkt, für den wir keine zufriedenstellende Lösung haben. Wer bisher den Kabelanschluss nicht nur für Internet sondern auch noch für lineares Fernsehen nutzt, hat beim Glasfaseranschluss keinen unmittelbaren Ersatz.
Natürlich lässt sich mit smarten Geräten auch über das Internet fernsehen und die DG bietet entsprechende Tarife als Zubuchoption an. Aber einen Ersatz für die unkomplizierte Möglichkeit, einfach ein fast beliebiges Fernsehgerät direkt mit der Antennendose an der Wand zu verbinden, gibt es nicht. Das wird insbesondere für Senioren ein Problem werden. Wir als Verein empfehlen, zu prüfen, ob nicht eine Satellitenanlage aufgebaut werden kann. Für einen Einzelanschluss fallen Anschaffungskosten von einmalig, mit etwas Recherche, unter 100 Euro an. Satellitenschüsseln müssen heutzutage nicht mehr groß und auffällig sein, 35 cm Durchmesser bieten für Einzelanlagen außer bei Starkregen und Gewitter guten Empfang. Es existieren auch Modelle in unauffälligen, rechteckigen Formen beispielsweise für den Balkon. Nur die freie Sicht nach Süden muss gegeben sein.
Die Heimatfreunde unterstützen Euch
Neben den Beratungsangeboten der DG stehen Euch die Natur- und Heimatfreunde als neutrale Ansprechpartner in Sachen Glasfaser in Maxsain und Zürbach jederzeit zur Verfügung. Kommt gerne zu unseren Stammtischen.
Wir halten es zwar aus den dargelegten Gründen für ausgesprochen wichtig, dass ein Ausbau in Maxsain und Zürbach stattfindet. Jedoch stehen wir wirtschaftlich und finanziell in keinster Weise mit dem Glasfaserausbau und der DG in Verbindung.
Eintrag veröffentlicht: Dienstag, 2023-08-08